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Lebensweise | 1500 bis 1550 | Vorpommern bis 1945

Sonnentaschenuhr

Bild
  • Elfenbein, um 1550, Länge: 5,7 cm
    Leihgabe des Landesamts für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern

Das Fragment zeigt die Bodenplatte mit Kompassvertiefung und die Liniatur der horizontalen Sonnenuhr. An der rechten oberen Kante befindet sich eine Metallöse bzw. ein Draht, der die Sonnenuhr mit der Deckplatte verband. Die Deckplatte könnte innenseitig, wie aus Vergleichsfunden bekannt, ein Ziffernblatt gehabt haben – die sogenannte Vertikalsonnenuhr. Im Uhrzeigersinn sind die Zahlen 1 bis 8 angeordnet mit dazwischenliegenden Sternen als Ornament.

Deutlich sind zwei manuell gefertigte Löcher zu erkennen. Das in der Vertiefung mittig liegende dient zur Fixierung eines Metallstifts zwecks Lagerung der Kompassnadel. Das außerhalb der Kompassvertiefung gefertigte Loch dient zur Befestigung des Polfadens. Beim Aufklappen spannt sich der Polfaden zwischen Boden und Deckplatte. Der Faden wirft bei korrekter Ausrichtung der Uhr mithilfe des Kompasses und bei waagerechter Haltung die selbe Tagesstunde auf beiden Uhren – der horizontalen, wie der vertikalen. Im intakten Zustand waren auch bei diesem Fund Boden- und Deckplatte mit einem Verschluss versehen.

Bei aufwendiger gefertigten Stücken sind auch Städtelisten mit geografischen Breitenangaben oder Mondkalender überliefert.

Pasewalks historische und archäologische Quellen zeichnen insgesamt das Bild einer von Handel und Handwerk geprägten Stadt bis 1630, die an der Grenze von Pommern und Brandenburg vom Getreidehandel über die Ücker und auf den sich hier kreuzenden Handelswegen profitierte. Umfangreiche Handelsprivilegien und enge Verbindungen zur Hanse sicherten den Wohlstand der Stadt, den dieser Fund einer Sonnentaschenuhr aus Elfenbein auf dem Marienkirchhof in Pasewalk belegt. Das tragbare und klappbare Zeitmessgerät ist einer städtischen Elite zuzuweisen, die sich diese praktische und kostbare Erfindung leisten konnten.

Kompass-Klappsonnenuhren gibt es seit der Mitte des 15. Jh. in Europa, sie sind bis ins 17. Jh. hinein gebräuchlich. Später sind sie hauptsächlich in Holz mit Papierdruck angefertigt und verziert. Herstellungszentren sind Augsburg und Nürnberg. Der Zunft der Kompassmacher obliegt auch die Herstellung von Klappsonnenuhren, wie aus ihrer Nürnberger Zunftordnung aus dem Jahr 1535 hervorgeht.

Text: A. H.

Das Originalexponat finden Sie hier:

Museum der Stadt Pasewalk - Künstlergedenkstätte Paul Holz

Das Exponat bezieht sich auf:

Kontakt

Museum der Stadt Pasewalk - Künstlergedenkstätte Paul Holz

Prenzlauer Str. 23
17309 Pasewalk