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Familie Weingarten - Stolpersteine in Wismar

Raum 4 der Sonderausstellung

Schwarzweiß Foto: Charlotte und Adolf Weingarten mit Hund an der Wohlenberger Wieck, 25.05.1929.
Quelle: Stadtarchiv Wismar Charlotte und Adolf Weingarten mit Hund an der Wohlenberger Wieck, 25.05.1929.

Adolf Weingarten wurde am 4. Dezember 1889 als Sohn von Jakob und Sophie Weingarten in Herford (Westfalen) geboren. Sein Vater betrieb dort zusammen mit Adolf Weingartens älteren Brüdern Ludwig und Julius ein Lederwarengeschäft. Adolf Weingarten hatte fünf Geschwister: Dora, Jennis, Bertha, Ludwig und Julius. Dora und Julius kamen während des Holocausts ums Leben.

Adolf Weingarten besuchte zunächst die Landwirtschafts- und Realschule in Herford. Von 1906 bis 1908 war er in der Lehre. Er besuchte die Gewerbeakademie in Chemnitz bis 1911. Er absolvierte 1913 das Studium zum Maschinenbau an der Technischen Hochschule Stuttgart und leistete von 1915 bis 1918 den Militärdienst im Ersten Weltkrieg.

Schwarzweiß Foto: Dr.-Unruh-Straße 1, Haus der Weingartens in Wismar, 1933.
Quelle: Stadtarchiv Wismar Dr.-Unruh-Straße 1, Haus der Weingartens in Wismar, 1933.

Nach dem Krieg war Adolf Weingarten zunächst als Chefingenieur der Versuchsabteilung bei den Zeppelinwerken Berlin-Staaken tätig. 1922 promovierte Adolf Weingarten in Stuttgart zum Doktor der Ingenieurwissenschaften. Im selben Jahr heiratete er die Nichtjüdin Charlotte Margarete Gertrud Scherf, geb. Günther. Ende 1924 zog Adolf Weingarten gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Wismar und arbeitete bei der Podeus AG. Ab 1926 war er dort technischer Leiter und Vorstandsmitglied.

1928 wechselte Adolf Weingarten an die Hochschule Wismar, an der er zwei Jahre später zum Direktor ernannt wurde. Im Zuge antisemitischer Forderungen, denen der Bürgermeister folgte, wurde er im Jahr 1931 zum Rücktritt aufgefordert.

1934 emigrierten er und seine Frau nach Palästina, wo sie fast 20 Jahre lebten. 1947 teilte die Landesregierung ihm mit, dass sie gewillt sei, ihn wieder als Direktor der neugegründeten Wismarer Hochschule einzusetzen. Die Nachricht blieb jedoch unbeantwortet.

Außenansicht Militärpass von Adolf Weingarten, Saarburg, 15.03.1915.
Quelle: Stadtarchiv Wismar Militärpass von Adolf Weingarten, Saarburg, 15.03.1915.
Ausweis von Adolf Weingarten, ausgestellt von der "Regierung Palästinas" 1938
Quelle: Stadtarchiv Wismar Goverment of Palestine, Identity Card von Adolf Weingarten, Haifa, 02.11.1938.

Schwarzweiß Foto einer Straßenszene: Charlotte und Adolf Weingarten im Mai 1954 in Bad Salzuflen. Im Hintergrund ist ein Tor mit dem Schild Ausgang zu erkennen.
Charlotte und Adolf Weingarten, Bad Salzuflen, Mai 1954.
Quelle: Stadtarchiv Wismar.

Rückkehr nach Deutschland

1949 kehrten Adolf Weingarten und seine Frau nach Deutschland zurück und meldeten sich in Adolf Weingartens Geburtsort als wiederkehrende Exilanten. Sie fanden zunächst bei Nachbarn als Untermieter eine Unterkunft. Die Hoffnung, das elterliche Wohnhaus zurückzubekommen, blieb unerfüllt.

Adolf Weingarten starb 1967 nach langer Krankheit, seine Frau verstarb im Jahr 1997.

Zwei neu verlegte Messing-Stein mit Blumen
Foto: Dr. Heiko Herold Stolpersteine für Dr. Adolf und Charlotte Weingarten, verlegt am 24.5.2022 vor dem Haus Dr.-Unruh-Straße 1.