"Das Spiel ist geistige oder körperliche Tätigkeit, die keinen unmittelbaren praktischen Zweck verfolgt und deren einziger Beweggrund die Freude an ihr selbst ist," schreibt der Kulturhistoriker Johan Huizinga: Spielen verbindet Generationen, Kulturen und Epochen. Und Spielen ist mehr als nur Zeitvertreib: Es ist auch eine , der Kreativität und der sozialen Interaktion. Schon Kinder entdecken durch Spiel die Welt, entwickeln motorische Fähigkeiten, probieren Rollen aus und lernen Regeln zu verstehen. Später als Erwachsene spielen Menschen zur Entspannung, als Wettkampf oder als Ausdruck von Gemeinschaft.
Die Geschichte des Spiels reicht weit zurück: Archäologische Funde belegen, dass bereits vor über 5.000 Jahren in den frühen Hochkulturen Mesopotamiens, Ägyptens und Chinas gespielt wurde. Würfel aus Knochen, Brettspiele wie das königliche Spiel von Ur oder einfache Puppen aus Ton und Holz zeigen, dass das Bedürfnis nach Spiel und Unterhaltung tief in der menschlichen Natur verwurzelt ist.
Faszinierend sind die strategischen Spiele, die bis heute überdauert haben: Mühle, eines der ältesten bekannten Brettspiele, wurde bereits im Römischen Reich gespielt und ist ein frühes Beispiel für taktisches Denken. Und Schach, das im 6. Jahrhundert in Indien entstand, entwickelte sich zu einem Symbol für strategische Meisterschaft und intellektuellen Wettstreit. Einem dieser beiden Spiele wird auch das älteste Exponat im Virtuellen Landesmuseum MV zugeordnet: Ein aus Geweih geschnitzter Spielstein, der in das 12. Jahrhundert datiert wird.
Von einfachen Alltagsgegenständen bis zu kunstvoll gestalteten Objekten. Jedes Stück erzählt eine Geschichte: über die Menschen, die es nutzten und die Zeit, in der es entstand.
Beispielsweise lässt das Puppenhaus aus Stralsund ein Bild von unbeschwerten Spielen in wohlhabenden Bürgerfamillien entstehen.
Weit entfernt von einer unbeschwerten Zeit entstand das Karussel aus dem Freilichtmuseum Schwerin-Mueß: Das Karussel wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderm aus einem Gasmaskenfilter und einer Geschosshülse gebaut.
Auch das Schachspiel erzählt nicht von unbeschwerten Spielen, im Gegenteil: Das selbst gefertigte Schachspiel zeugt vom Lebenswillens des Fischermeister Paul Krüger. Er war Häftling im Speziallager 9 „Fünfeichen“. Die Sowjetunion nutzte nach dem Zweiten Weltkrieg das vormalige Kriegsgefangenenlager als Internierungslager. Aufgrund von Denunziation und „vorauseilendem Gehorsam“ werden dort bis 1948 auch viele Menschen unschuldig interniert.
In Stralsund spielte das Spielen, genauer Kartenspiele, auch wirtschaftlich eine Rolle: 1765 gründet Johann Kasper Kern eine Fabrik in Stralsund aus der später die Vereinigten Stralsunder Spielkartenfabriken hervorgehen. Bis 1931 wurden in der Hansestadt Spielkarten produziert, die in die ganze Welt exportiert wurden.
Um 1885 kommen beispielsweise Aufträge für Stralsunder Spielkarten auch von der Insel Java. Sie zeigen Abbildungen von Ur-Einwohnern der Insel Nias. Das Fabrikzeichen auf der Königskarte zu sehen, die einen niederländischen Befehlshaber zeigt. Auf dem Ass sind Kolonialbauten in Batavia zu sehen.

















