
Texte und Bildauswahl: Ida Baalhorn, Lisa Sophie Möller, Luisa Tank, Vivien Wenkel. Fachliche Betreuung: Lars Rödung, Dr. Florian Ostrop
Hugo Fritz Heinrich Dewald wurde am 3. September 1880 in Schwerin (Mecklenburg) geboren. Er lebte bis zu seiner Verhaftung in der Straße Tappenhagen 5 in Schwerin. Beruflich war er als Schaustellergehilfe tätig. Hugo Dewald war nicht verheiratet und hatte keine bekannten Angehörigen. Er war evangelisch und blieb sein Leben lang in seiner Heimatstadt Schwerin verwurzelt. Bereits vor der Zeit des Nationalsozialismus war Dewald aufgrund seiner Homosexualität mehrfach strafrechtlich verfolgt worden. Schon im Kaiserreich und auch in der Weimarer Republik galt §175 des Strafgesetzbuches, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 verschärfte sich die Lage dramatisch. 1938 wurde Hugo Dewald erneut verurteilt, diesmal unter den verschärften Bedingungen der NS-Herrschaft, die queere Menschen systematisch kriminalisierte. Nach mehreren Gefängnisaufenthalten wurde er 1942 in „Sicherungsverwahrung“ genommen und in das Konzentrationslager Neuengamme überstellt. Dort starb er am 26. Dezember 1943 um 7 Uhr morgens, offiziell an „Herzschwäche“, eine häufig angegebene Todesursache bei Häftlingen, deren tatsächliche Todesumstände oft auf unmenschliche Bedingungen zurückzuführen sind.
Im „Dritten Reich“ wurde Homosexualität als ,,Volksschädigung” stigmatisiert. Männer wie Hugo Dewald gerieten ins Visier der Gestapo. 1935 wurde §175 durch die Nationalsozialisten noch strenger gefasst, bereits harmlose Kontakte konnten nun zu jahrelangen Zuchthausstrafen führen. Auch Hugo Dewald wurde Opfer dieser Repression. Er wurde wegen seiner Homosexualität verhaftet und ins Konzentrationslager verschleppt. Im Lager musste Hugo Dewald einen rosa Winkel tragen, das Erkennungszeichen für homosexuelle Häftlinge. Diese Gefangenen galten in der Hierarchie der KZs als besonders „verachtenswert“. Sie waren verstärkter Gewalt, Demütigung und gezielter Ausgrenzung ausgesetzt. Viele wurden zu medizinischen „Versuchen“ missbraucht oder bei besonders schweren Zwangsarbeiten eingesetzt.
Auch nach der Befreiung Europas und Deutschlands durch die Alliierten blieb Diskriminierung bestehen. Der §175 galt weiterhin, und die Haftzeiten in Konzentrationslagern wurden in der Bundesrepublik Deutschland nicht als „würdige Verfolgung“ anerkannt. Homosexuelle Überlebende hatten kaum Möglichkeiten, Wiedergutmachung zu erhalten. Sie mussten weiterhin mit Scham, Stigmatisierung und Schweigen leben.
Hugo Dewald steht exemplarisch für das Leid tausender Männer, deren Lebenswege durch die nationalsozialistische Homosexuellenverfolgung gebrochen wurden. Seine Geschichte erinnert daran, wie gefährlich Intoleranz und staatlich legitimierte Ausgrenzung sein können und wie wichtig es ist, sich für die Anerkennung und die Rechte queerer Menschen einzusetzen, damals wie heute.