
Alfred Kästel
Im November 1939 schickte das Arbeitsamt Hamburg den "Pflichtarbeiter" Alfred Kästel zur Mecklenburgischen Metallwarenfabrik m.b.H. Waren (Memefa). Der 1879 geborene Gärtner hatte zuvor eine achtmonatige Gefängnisstrafe wegen „fortgesetzter Unzucht mit Männern“ verbüßt.
Alfred Kästel war mit zwölf Geschwistern in Flensburg aufgewachsen. Von 1908 bis 1925 hatte er dort ein Papier- und Schreibwarengeschäft geführt. Später zog er nach Altona, wo er bis 1932 ein Blumengeschäft betrieb. Bereits in der Weimarer Republik hatte er sich 1925 wegen seiner sexuellen Orientierung vor Gericht verantworten müssen.
In der Memefa arbeitete er als Hilfswalzer. Am 16. April 1942 wurde er erneut festgenommen und nun für einen Sexualkontakt mit seinem Freund Rudolf Müller angeklagt, der vier Jahre zurück lag. Zudem legte ihm die Staatsanwaltschaft einen weiteren Verstoß gegen § 175 zur Last.
Das Landgericht Hamburg verurteilte ihn am 2. Oktober 1942 zu zwei Jahren Gefängnis und empfahl anschließende "Sicherungsverwahrung". Er kam ins Männergefängnis Fuhlsbüttel. Ein Gnadengesuch seines Bruders Oskar blieb erfolglos. Nach der Entlassung am 16. Mai 1944 wurde Alfred Kästel der Kripo Hamburg „zur Verfügung gestellt“. Es folgte der Transport in das KZ Neuengamme. Dort starb Alfred Kästel. Er wurde am 5. November 1944 als „Homo“ ins Totenbuch eingetragen. Sein Freund Robert Müller überlebte das NS-Regime.
An das Schicksal von Alfred Kästel erinnern zwei Stolpersteine: Einer vor seinem letzten Hamburger Wohnsitz in der Herrenweide 13 auf St. Pauli und ein Stein vor seinem Wohnsitz in der Richthofenstraße 9 in Waren (Müritz).
Nach Recherchen und einer Textvorlage von Jürgen Kniesz / Stadtgeschichtliches Museum Waren (Müritz)