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Novemberrevolution Mecklenburg & Pommern 3

Arbeiter- und Soldatenräte übernehmen die Macht

Mecklenburgische Zeitung vom  13.11.1918 - Aufruf zur Gemeinsamen Versammlung der Räte in Schwerin am 14 November 1918
Mecklenburgische Zeitung vom 13.11.1918, Quelle: Stadtarchiv Schwerin Aufruf zur Gemeinsamen Versammlung der Räte in Schwerin am 14 November 1918

Infolge der revolultionären Ereignisse bildeten sich eine Vielzahl lokaler Arbeiter- und die Soldatenräte sowohl in den großen als auch in den kleineren Städten. Der Schweriner Arbeiter- und Soldatenrat entwickelte sich im Lauf des November zu einem zentralen Rat auf Landesebene.

Dem Aufruf zur gemeinsamen Versammlung der Räte und weiteren Aufrufen ist auch ein zentraler Punkt zu entnehmen: Der Übergang soll ruhig ("... zur Verhütung von Anarchie im Reiche ...") verlaufen.

Titelseite der Greifswalder Zeitung vom 13.11.1918: "Er [gemeint ist der Arbeiter- und Soldatenrat Greifswald] hält die Ruhe, Ordnung und Sicherheit aufrecht, schützt Leben, Freiheit und Eigentum des Einzelnen und der Allgemeinheit."
Quelle: www.digitale-bibliothek-mv.de

Befehl des Arbeiter und Sol­da­ten­rates zu Greifswald vom 13.11.1918

Greifswalder Zeitung vom 13.11.1918: "Er [gemeint ist der Arbeiter- und Soldatenrat Greifswald] hält die Ruhe, Ordnung und Sicherheit aufrecht, schützt Leben, Freiheit und Eigentum des Einzelnen und der Allgemeinheit."

Zeitungsausschnitt: "Dass sich die Ablösung des Klassenstaates in ruhigen Bahnen vollziehe, daran hat die Bevölkerung mitzuwirken durch strengste Selbstzucht und Anpassung an alle von den Unterzeichneten im Interesse der Gesamtheit etwa ergehenden Anordnungen und Vorschriften."
Quelle: Stadtarchiv Schwerin

An die Bevölkerung Rostocks

Mecklenburgische Volkszeitung vom 14.11.1918: "Dass sich die Ablösung des Klassenstaates in ruhigen Bahnen vollziehe, daran hat die Bevölkerung mitzuwirken durch strengste Selbstzucht und Anpassung an alle von den Unterzeichneten im Interesse der Gesamtheit etwa ergehenden Anordnungen und Vorschriften."

Vordruck mit handschriftlichem Eintrag des Namens: Ausweis des Schweriner Arbeiter und Soldatenrates für den Gefreiten Franz Leipold

Aufsicht über die Polizeigewalt

Wie sehr sich die Machtverhältnisse durch die Revolution im November und Dezember 1918 verschoben hatten, verdeutlicht auch dieser Ausweis des Schweriner Arbeiter und Soldatenrates: Ein Gefreiter – einer der niedrigsten Dienstgrade des Heeres – wird vom Rat ermächtigt, die Aufsicht über die Polizeibehörde Schwerin auszuüben.

Quelle: Stadtarchiv Schwerin

Schwarzweiß Foto des Wismarer Arbeiter- und Soldatenrat: 15 Männer sitzen an einem rechteckigen Tisch, dahinter stehen ein weiterer Mann in einer geöffneten Tür und eine Frau

Arbeiter- und Soldatenrat Wismar

Im Gewerkschaftshaus "Zur Hansa", in der ABC-Straße 17, tagt der Arbeiter- und Soldatenrat Wismars. Die Soldaten sind an ihrer Uniform gut zu erkennen. Der Arbeiter- und Soldatenrat übernimmt seit dem 8. November 1918 insbesondere die Aufsicht über die öffentliche Ordnung und die Lebensmittelverteilung. Darüber hinaus sorgt er dafür, dass von der Front zurückkehrende Männer schnell wieder in der Stadt Arbeit finden. Der Wismarer Stadtrat bleibt weiterhin im Amt und kooperiert mit dem Arbeiter- und Soldatenrat. Am 1. März 1919 löst sich der Arbeiter- und Soldatenrat offiziell wieder auf.

Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Wismar, Text: MM / CS

Neben der Aufrechterhaltung der Ordnung standen die Arbeiter- und Soldatenräte, die auch im Lokalen die administrative Macht ausübten, vor zwei weiteren Hauptaufgaben: Der Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung sowie der Wiedereingliederung der zurückkehrenden Soldaten. Dies lässt sich an mehreren Dokumenten des Teterower Stadtarchivs zeigen:

Blauer Text (Schreibmaschine) mit handschriftlichen Notizen: Mitteilung des Gutsbesitzers von Blücher auf Teschow (Heute Ortsteil von Teterow) vom 13.11.1918, über den Stand der dortigen Erntearbeiten
Quelle: Stadt­museum Teterow Mitteilung des Gutsbesitzers von Blücher auf Teschow (Heute Ortsteil von Teterow) vom 13.11.1918, über den Stand der dortigen Erntearbeiten

Diese kurze Mitteilung eines Gutsbesitzers spiegelt im Lokalen die Auswirkungen eines globalen Ereignisses: Als Grund des Ernterückstandes wird neben dem Wetter die "hier herrschende Grippe" angeführt. Sie lässt erkennen, dass die Spanische Grippe, die 1918/1919 weltweit Millionen Todesfälle verursachte, auch den relativ gut genährten ländlichen Raum traf. Die zweite Welle der Spanischen Grippe erreichte zwischen Mitte Oktober und Mitte November 1918 in Deutschland ihren Höhepunkt.

Handschriftliche Bitte auf kariertem Papier: "Wir bitte um Gestellung von 10 - 12 Soldaten für landwirtschaftliche Arbeiten. Sein Sie aber so liebenswürdig uns vorher einen oder 2 Tage zu benachrichtigen, ehe sie kommen."
Quelle: Stadt­museum Teterow Bitte der Gutsverwaltung Neu Sührkow vom 20.11.1918 an den Soldatenrat Teterow, 10 bis 12 Soldaten für Landwirtschaftliche Arbeiten zu schicken

Die Gutsverwaltung Neu Sührkow bittet den Soldatenrat Teterow am 20.11.1918 um Arbeitskräfte:

"Wir bitten um Gestellung von 10 – 12 Soldaten für land­wirt­schaft­liche Arbeiten. Sein Sie aber so liebenswürdig uns vorher einen oder 2 Tage zu benachrichtigen, ehe sie kommen."

Mit Schreibmaschine geschrieben, oben der gedruckete Briefkopf der Maschinenfabrik Müller: "Wir bitten Sie vor der Hand uns keine Leute mehr zu senden, da wir im Augenblick nicht mehr in Lage sind weitere Personen einzustellen ..."
Quelle: Stadt­museum Teterow Bitte der Maschinenfabrik Müller von 6.12.1918 an den Arbeiter- Soldatenrat Teterow, keine weiteren Arbeitskräfte zu schicken

Eine gegenteilige Bitte ging am 6.12.1918 von der Maschinenfabrik Mülller an den Arbeiter- und Soldatenrat:

"Wir bitten Sie vor der Hand uns keine Leute mehr zu senden, da wir im Augenblick nicht mehr in Lage sind weitere Personen einzustellen ..."