In Mecklenburg-Schwerin nahm Rostock ab November 1870 die zweitgrößte Menge von Kriegsgefangenen auf. Mitte Dezember 1870 wurde ein zweiter Transport von ca. 500 Männern auf die Lokale Carlshof und Tivoli verteilt. Auch das Bellevue an der Blücherstraße wurde als Unterkunft genutzt. Ein Lazarett entstand im Brockelmannschen Speicher am Strande. In Mecklenburgs größter Stadt, wo bis 1871 mehr als 1.000 französische Gefangene lebten, starben nachweislich zwölf von ihnen. Für sie wurde 1880/81 eine Namenstafel aufgestellt. Ihre Namen sind heute in einen Gedenkort am Rostocker Lindenpark eingebettet.
Nach Wismar kam ebenfalls eine größere Gruppe von Gefangenen. Sie waren im Packhaus untergebracht; Kranke wurden im Lazarett versorgt. Der bedeutendste Ort der Krankenversorgung in Mecklenburg-Schwerin war Ludwigslust. Hierüber berichtete das "Ludwigsluster Wochenblatt" am 1.3.1871: "Unser Lazareth wurde in den ersten Tagen des October belegt. Seitdem hat es 890 Mann verpflegt, davon waren 652 Franzosen. Geheilt oder genesen sind 788, die übrigen wurden evacuirt oder gehören zum Krankenbestande der Garnison, gestorben sind nur 5, gewiß ein so günstiges Resultat, wie nur wenige Lazarethe mögen ausweisen können, zumal wenn man bedenkt, daß wir doch auch Typhus, Lazarethbrand und Pocken hier gehabt haben.“
Einige Gefangene kamen am 15. Dezember 1870 von Mainz aus über Ludwigslust nach Parchim. Unter den Männern waren einem zeitgenössischen Bericht zufolge viele Elsässer, die von Ludwislust aus marschieren mussten. Lediglich die Schwächeren wurden mit dem Wagen transportiert. Für Güstrow hingegen lassen sich zwar Vorbereitungen für die Unterbringung von Gefangenen nachweisen, nicht aber deren tatsächliche Ankunft.
Souvenir aus dem Atelier
Deutlich mehr Bewegungsfreiheit als die einfachen Mannschaftsgrade hatten die französischen Offiziere. Diese Neustrelitzer Atelierfotografie dürfte im Frühjahr 1871 entstanden sein, bevor die Gefangenen den Rücktransport aus dem Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz antraten.
Internierten Offizieren war es ab März 1871 freigestellt, auf eigene Kosten aus Mecklenburg zurück nach Frankreich zu reisen. Zeitungsberichten zufolge machten hiervon nur wenige Gebrauch, nutzten aber die Möglichkeit, Ausflüge zu unternehmen.

Kaserne als Unterkunft
Anders als in Schwerin, zogen die französischen Kriegsgefangenen in Neustrelitz sogleich in die örtliche Kaserne ein.


