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Neustrelitz, Rostock, Wismar, Ludwigslust, Parchim

Kriegsgefangene in anderen Städten Mecklenburgs

Nach Neustrelitz kamen ab September 1870 in mehreren Transporten etwa 1.300 französische Kriegsgefangene. Sie waren zuerst auf dem Schießstand und in anderen militärischen Einrichtungen beschäftigt, später mit der Anlage einer Promenade am Glambeker See, dem sogenannten Franzosensteig. Untergebracht waren sie in der Neustrelitzer Kaserne. Kranke lagen im früheren städtischen Krankenhause in der Nähe des Glambecker Sees. Ende Oktober 1870 starb einer der Gefangenen an Typhus, im Februar 1871 erlag ein weiterer den Pocken. Insgesamt blieb die Todeszahl deutlich unterhalb der in Schwerin zu beklagenden Opfer, wo 50 Männer starben.

Außerhalb der Residenz Neustrelitz lassen sich im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz keine weiteren Unterbringungsorte nachweisen. Gefangene waren allerdings auf Strelitzer Gütern zu landwirtschaftlichen Arbeiten eingesetzt. Im Rahmen ihres An- und Abtransports über die Eisenbahn waren sie für kurze Zeit auch in Neubrandenburg stadtprägend.

Eine Gruppe junger französischer Kriegsgefangener in einem Wismarer Fotografenstudio
Französische Kriegsgefangene in Wismar 1870/71
Stilisierte Gebäudeansicht mit Personen
Stadtarchiv Wismar, Crull-Sammlung, Sign. 0369 Im Wismarer Lazarett (heute Polizeistation) wurden die französischen Kranken versorgt.

In Mecklenburg-Schwerin nahm Rostock ab November 1870 die zweitgrößte Menge von Kriegsgefangenen auf. Mitte Dezember 1870 wurde ein zweiter Transport von ca. 500 Männern auf die Lokale Carlshof und Tivoli verteilt. Auch das Bellevue an der Blücherstraße wurde als Unterkunft genutzt. Ein Lazarett entstand im Brockelmannschen Speicher am Strande. In Mecklenburgs größter Stadt, wo bis 1871 mehr als 1.000 französische Gefangene lebten, starben nachweislich zwölf von ihnen. Für sie wurde 1880/81 eine Namenstafel aufgestellt. Ihre Namen sind heute in einen Gedenkort am Rostocker Lindenpark eingebettet.

Nach Wismar kam ebenfalls eine größere Gruppe von Gefangenen. Sie waren im Packhaus untergebracht; Kranke wurden im Lazarett versorgt. Der bedeutendste Ort der Krankenversorgung in Mecklenburg-Schwerin war Ludwigslust. Hierüber berichtete das "Ludwigsluster Wochenblatt" am 1.3.1871: "Unser Lazareth wurde in den ersten Tagen des October belegt. Seitdem hat es 890 Mann verpflegt, davon waren 652 Franzosen. Geheilt oder genesen sind 788, die übrigen wurden evacuirt oder gehören zum Krankenbestande der Garnison, gestorben sind nur 5, gewiß ein so günstiges Resultat, wie nur wenige Lazarethe mögen ausweisen können, zumal wenn man bedenkt, daß wir doch auch Typhus, Lazarethbrand und Pocken hier gehabt haben.“

Einige Gefangene kamen am 15. Dezember 1870 von Mainz aus über Ludwigslust nach Parchim. Unter den Männern waren einem zeitgenössischen Bericht zufolge viele Elsässer, die von Ludwislust aus marschieren mussten. Lediglich die Schwächeren wurden mit dem Wagen transportiert. Für Güstrow hingegen lassen sich zwar Vorbereitungen für die Unterbringung von Gefangenen nachweisen, nicht aber deren tatsächliche Ankunft.

Französischer Offizier im Neustrelitzer Fotoatelier H. u A Krull, vermutlich im Frühjahr 1871
Sammlung Thomas Werner, Rostock Französischer Offizier im Neustrelitzer Atelier H u A Krull, vermutlich im Frühjahr 1871

Souvenir aus dem Atelier

Deutlich mehr Bewegungsfreiheit als die einfachen Mannschaftsgrade hatten die französischen Offiziere. Diese Neustrelitzer Atelierfotografie dürfte im Frühjahr 1871 entstanden sein, bevor die Gefangenen den Rücktransport aus dem Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz antraten.

Internierten Offizieren war es ab März 1871 freigestellt, auf eigene Kosten aus Mecklenburg zurück nach Frankreich zu reisen. Zeitungsberichten zufolge machten hiervon nur wenige Gebrauch, nutzten aber die Möglichkeit, Ausflüge zu unternehmen.

Bild
Stiftung Mecklenburg Kaserne Neustrelitz, Ausschnitt aus einer Ansichtskarte

Kaserne als Unterkunft

Anders als in Schwerin, zogen die französischen Kriegsgefangenen in Neustrelitz sogleich in die örtliche Kaserne ein.