Skipnavigation Virtuelles Museum zur Geschichte Mecklenburgs und Vorpommerns

Springe direkt zu:

Menü öffnen

Familie Cohn - Stolpersteine in Wismar

Raum 1 der Sonderausstellung

Familie Cohn war eine der jüdischen Familien, die während der NS-Zeit in Wismar ansässig waren.

Isidor Cohn und seine Ehefrau Johanna Cohn lebten von 1885 bis 1938 in Wismar. Sie kauften 1887 ein 140 qm großes Haus mit Hintergebäude, Stall und Hofplatz.

Schwarzweiß Foto, das drei Häuser zeigt. Am Giebel des linken steht "J. Cohn"
Quelle: Stadtarchiv Wismar Das Cohn'sche Geschäft Bohrstraße 1 (linkes Gebäude).

Seit 1885 betrieben sie ein Geschäft in der Krämerstraße 21 und ein weiteres in der Bohrstraße 1. Sie verkauften Schuhe, Herren- und Knabengarderobe sowie Artikel für Seemänner.

Aufschrift: Konfirmanden-Anzüge - in großer Auswahl - in allen Preislagen von 19 Mark an, sowie  - Konfirmanden-Schuhe für Jungen und Mädchen - J. Cohn, Bohrstraße 1

Werbeannonce von Isidor Cohn im "Mecklenburger Tagesblatt" vom 28.2.1925.

Quelle: Stadtarchiv Wismar.

20 Personen auf einem etwas verblichenen Familienfoto (schwarzweiß)
Quelle: Amos Cohen. Familie Cohn, Isidor und Johanna (mit Sohn Walter an der Hand) rechts, um 1900.

1891 brachte Johanna Cohn den gemeinsamen Sohn, Walter Cohn, zur Welt. Dieser studierte Medizin, absolvierte 1916 sein Staatsexamen in Leipzig und wurde anschließend Neurologe. Im Jahr 1927 mussten Isidor und Johanna Cohn den Verlust ihres Sohnes ertragen, der im Alter von 36 Jahren an einem Magenkarzinom verstarb. Die Familie Cohn wechselte 1902 mit den anderen Gemeindemitgliedern von der Jüdischen Gemeinde Bützow nach Schwerin.

Skizze mit den nummerierte Umrissen der Personen auf dem Familienefoto
Quelle: Amos Cohen. Beschriftung des obigen Familienfotos. 1. Louis Cohn, 2. Leo Cohn,
3. /, 4. Gustav Cohn, 5. Eduard Cohn, 6. Heinrich Cohn,
7. Frau von Heinrich Cohn, 8. Isidor Cohn, 9. Johanna Cohn,
10. Boas Cohn, 11. Herbert Cohn, 12. Thea Cohn,
13. Emilie Cohn, 14. Cecilie Cohn, 15. Walter Cohn,
16. Alfred Cohn, 17. Ema Cohn, 18. Grete Cohn,
19. Gustav Cohn Georg, 20. Walter Cohn.

Der Kaufmann Ernst Langhoff aus Cuxhaven mietete 1937 das Firmenhaus von Isidor Cohn, woraufhin dieser ihm auch die Geschäftseinrichtung überließ. Am Ende des Jahres 1939 ging das Haus in den Besitz von Carl Manthey über.

Im Jahr 1938 wurden Isidor Cohn und Johanna Cohn nach Berlin vertrieben, Mitte 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und im September 1942 aus dem Ghetto ins Vernichtungslager Treblinka deportiert.

Isidor Cohn wurde dort am 22. September 1942 ermordet; er war mit fast 90 Jahren einer der ältesten in Treblinka ermordeten Juden. Johanna Cohn wurde am selben Tag in Treblinka vergast.

Tabelle mit der Überschrift Transportliste, mit 25 Namen nummeriert, von 51 bis 75. Isidor und Johanna Cohn sind unter den Nummern 58 und 59 zu finden.
Quelle: ITS Arolsen, 1.2.1.1/127188648. Vergrößerung: Transportliste, Anlage zu einem Schreiben der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Berlin

Die hier abgebildete Transportliste bildete die Anlage zu einem Schreiben der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Berlin, an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg vom 14. Juli 1942. In dem Schreiben ging es um die Vermögenseinziehung der Jüdinnen und Juden, die am selben Tag nach Theresienstadt deportiert wurden. Die Namen von Isidor und Johanna Cohn finden sich in der Liste unter den Nummern 58 und 59.

Anschreiben der Geheimen Staatspolizei zur Transportliste
Anschreiben der Geheimen Staatspolizei zur Transportliste
Stolpersteine für Isidor und Johanna Cohn
Foto: Dr. Heiko Herold Stolpersteine für Isidor und Johanna Cohn, verlegt am 24.5.2022 vor dem Haus Bohrstraße 1.